Psychotherapeutenkammer Bayern

Delegiertenversammlung setzt sich für die hohe Qualität der Versorgung durch Psychotherapeut/inn/en und für den Erhalt der Kassenärztlichen Vereinigungen ein

06. April 2009 - Die erste Delegiertenversammlung im Jahr 2009, die am 2. April 2009 in München stattfand, stand im Zeichen der Diskussionen um die ambulante Gesundheitsversorgung, die zukünftige Qualifikation von Psychotherapeut/inn/en und die Berufsethik.

Zur Ausgestaltung der ambulanten Versorgung wurde eine Resolution  (s. Downloadliste) verabschiedet und an die politischen Parteien übersandt mit dem Appell, für die Patient/inn/en eine umfassende, flächendeckende, nachhaltige und persönliche Versorgung zu gewährleisten und hierzu die Kassenärztlichen Vereinigungen mit Mitgliedschaft aller zugelassenen Behandler in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erhalten. Weiterhin unabdingbar sind die freie Arzt- und Psychotherapeutenwahl und der Erhalt der Freiberuflichkeit als Voraussetzung für die eigenständige Verantwortung des Psychotherapeuten. Diese Punkte wurden insbesondere mit Blick auf die Versorgung von Menschen mit psychischen Krankheiten oder körperlichen Krankheiten mit psychischen Anteilen gefordert.

Klemens Funk und Ellen Bruckmayer leiteten die 14. Delegiertenversammlung Klemens Funk und Ellen Bruckmayer leiteten die 14. Delegiertenversammlung
Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop stellte im Vorstandsbericht vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise, der Ärzteproteste und der aktuellen Diskussion zur Zukunft des Kollektivvertrages fünf zentrale Forderungen auf:
  • Die flächendeckende Versorgung psychisch und körperlich kranker Menschen muss gesichert sein. „Wenn wir die flächendeckende Versorgung wollen, brauchen wir den Kollektivvertrag für alle zugelassenen Behandler. Selektivverträge darf es nur für zusätzliche Modellprojekte geben.“
  • Der Verhinderung von Krankheit und unnötiger Kosten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu - und gerade deshalb neben der Primärprävention auch der Psychotherapie.
  • Die eigenständigen Praxen der Psychotherapeut/inn/en müssen erhalten werden als besonderer Raum für Vertraulichkeit und Individualität.
  • Vehement forderte er die Aufwertung von Psychotherapeut/inn/en in Kliniken und Beratungsstellen.
  • Als letzte Forderung plädierte er für die Erprobung zukunftsorientierter Modelle, in denen Psychotherapeuten ihr gesamtes Leistungsspektrum noch besser in den Dienst einer größeren Gruppe von Patient/inn/en und der Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen stellen können.

 
„Psychotherapie ist nur mit hochqualifizierten Psychotherapeut/inn/en möglich“, betonte Melcop. Die hochqualifizierte Ausbildung müsse daher erhalten werden mit mindestens Masterniveau des Studiums, einer engen Anbindung an die wissenschaftliche Psychologie und einer anspruchsvollen und praxisorientierten Ausbildung nach dem Studium. Hierfür habe sich die PTK Bayern intensiv und mit ersten Erfolgen eingesetzt. Er dankte der Vertreterin der Hochschulen in der Kammer-DV, Frau Prof. Dr. Weber für die gute Zusammenarbeit.
Vizepräsident Lehndorfer unterstrich beim entsprechenden Tagesordnungspunkt zur Zukunft von Zugangsstudiengängen und Ausbildung diese Aussagen. Er stellte die Sachlage noch einmal differenziert dar einschließlich der aktuellen Ergebnisse der Abstimmungen zwischen der Bundespsychotherapeutenkammer und den Vertretern der Universitäten und Hochschulen zu Studieninhalten in den Bereichen Psychologie und Pädagogik/Sozialpädagogik, die als Voraussetzung für die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten erfüllt sein sollten.

Die deutlich intensivierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kammer stellte Dr. Melcop am Beispiel diverser Medienberichte vor. Er präsentierte die beiden neuen Flyer „Psychotherapie für Erwachsene – Ablauf, Verfahren, Kostenübernahme“ sowie „Psychische Auffälligkeiten und Störungen bei Kindern und Jugendlichen“ (s. Downloadliste).

Besonders positiv hob Präsident Melcop des Weiteren die hohe Zahl der von Mitgliedern bereits erworbenen Fortbildungszertifikate hervor, berichtete u. a. über die Aktivitäten der PTK Bayern zum Titelschutz, dem Engagement für die PiAs, ,zum Versorgungswerk, zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des Heilberufeausweises sowie über Fortbildungsveranstaltungen der PTK Bayern. Alle Veranstaltungen der PTK Bayern waren sehr gut besucht - letzter Höhepunkt war hierbei der überwältigende Andrang bei der Veranstaltung 'Prävention psychischer Störungen - eine Herausforderung für die Zukunft.'

Jahresabschluss 2008 angenommen, Vorstand entlastet
Vizepräsident Peter Lehndorfer stellte ausführlich den Jahresabschluss 2008 vor. Der Jahresabschluss 2008 wurde durch die Delegiertenversammlung antragsgemäß angenommen und der Vorstand entlastet, beides einstimmig.
Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop

Berufsethik: DV betont hohen Stellenwert und die Bedeutung niedrigschwelliger Beratung von Patient/innen
Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel begründete beim TOP Berufsaufsicht die Wichtigkeit berufsethischer Grundsätze und den hohen Stellwert der eigenen Berufsregeln für den Berufsstand der Psychotherapeuten. Er informierte über die gesetzlichen Grundlagen und deren konkrete Umsetzung durch die PTK Bayern. Die Verfahrensprinzipien der Kammer seien, so betonte Waldvogel, dabei von Klarheit, Stringenz, Zügigkeit und Transparenz sowie von der Beachtung der Prinzipien psychotherapeutischer Ethik gekennzeichnet. Gegenstand der Berufsaufsichts-Verfahren seien u. a. Vorwürfe zu Inhalt und Ablauf der Behandlung, Abrechnung, Abstinenz, Verletzung der Schweigepflicht sowie das Verhalten außerhalb des Berufs. Dr. Waldvogel stellte am Ende seines Berichtes den Gesprächsleitfaden vor, an dem sich die Mitarbeiter der Geschäftsstelle bei eingehenden Beschwerden von Patient/inn/en orientieren.
Nach einer intensiv geführten Diskussion über die Notwendigkeit und Möglichkeit einer niederschwelligen Beratung von Patienten, die in Psychotherapien problematische, grenzüberschreitende bzw. ethisch fragwürdige Erfahrungen beklagen, beauftragte die Delegiertenversammlung den Vorstand, diese Frage weiter zu prüfen und Ergebnisse hierzu der Delegiertenversammlung vorzustellen.

Die Delegierten bei der Abstimmung Die Delegierten bei der Abstimmung

Anerkennung der Systemischen Therapie
Zur Frage der Anerkennung der Systemischen Therapie einigten sich die Delegierten der PTK Bayern auf folgende Stellungnahme: „Die PTK Bayern begrüßt die Feststellung des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie in seinem ’Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Systemischen Therapie’ vom 14.12.2008, dass die Systemische Therapie nach den von ihm angewandten Beurteilungskriterien als ’wissenschaftlich anerkannt’ gelten kann. Die PTK Bayern setzt sich dafür ein, dass der G-BA eine Überprüfung einleitet, ob Systemische Therapie als Verfahren zur Krankenbehandlung zu gelassen wird.“

Bundesdelegierte nachgewählt, Kammersatzung und Geschäftsordnung ergänzt
Aufgrund der stetig zunehmenden Zahl der Kammermitglieder stehen der PTK Bayern für die diesjährigen Deutschen Psychotherapeutentage 14 (statt bisher 13) Bundesdelegierte zu. Die erforderliche Nachwahl einer/eines Bundesdelegierten und zweier Stellvertreter setzte eine entsprechende Ergänzung der Kammersatzung voraus, die von den Delegierten vorgenommen wurde. Als 14. Bundesdelegierter wurde Dr. Klaus Stöhr gewählt. Sein 1. Stellvertreter ist Dr. Peter Dillig, 2. Stellvertreterin Martina Kindsmüller.

Weitere Schwerpunkte der Delegiertenversammlung


Im Anschluss folgten wie stets die Berichte aus den Ausschüssen der Kammer für Aus-, Fort- und Weiterbildung (Dr. Andreas Rose), für die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen (Thomas Stadler) sowie Psychotherapie in Institutionen (Dr. Peter Dillig).

Ferner erstatte Hr. Dr. Rose in seiner Funktion als Beauftragter der Kammer für den Bereich Forensik seinen Sachstandsbericht.

Zum Abschluss der Versammlung informierten die satzungsgemäßen Vertreter der Hochschulen (Prof. Angelika Weber), der Ausbildungsinstitute (Susanne Färber) und der Psychotherapeut/inn/en in Ausbildung (Frank Mutert) über ihre Tätigkeit.
 
PTK Bayern

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